Alarmstufe Dunkelgelb – Wenn irgendwann das Ende der Corona-Pandemie gefeiert werden soll, dann muss jetzt schnell etwas zur Rettung der Clubkultur unternommen werden!
Alles geht den Bach runter, oder? Hat man schon vor der Corona-Pandemie vom Clubsterben gesprochen, wegen der unwirtlichen wirtschaftlichen Situation, prekären Arbeitsverhältnissen und Mangel an Anerkennung bzw. Kulturförderung, so könnte die derzeitige Krise das Clubsterben vollends Wirklichkeit werden lassen.Die rasante Gefährdungsentwicklung, unter der viele Clubbetreibende leiden, wird derzeit offensichtlicher denn je.
Wir müssen zugleich auf die besondere Gefährdung der freien Szene, der Kultur- und Kreativwirtschaft und insbesondere der Clubkultur hinweisen. Denn wenn die Unterstützung ausbleibt und Clubs für immer ihre Türen geschlossen halten müssen, wird es keinen Weg zurück geben. Als Vertretung der Leipziger Clubs und Spielstätten arbeiten wir unermüdlich daran, dass es auch nach Corona eine freie Szene, Live-Musik und durchtanzte Nächte geben wird.
Für unsere zahlreichen Aktionen, wie das Club-Soliticket, das gemeinsame Portal dasistleipzig.de mit Kreatives Leipzig und Leipzig Plus Kultur und dem gemeinsamen offenen Brief an den OBM Jung haben wir von vielen Menschen Unterstützung erhalten. An dieser Stelle möchten wir uns noch mal herzlichst im Namen der beteiligten Clubs und des LiveKommbinats bedanken. Die Spendenbereitschaft ist überwältigend und es tut gut in dieser Form und in dieser besonders schwierigen Lage Wertschätzung zu erhalten. Auch wenn bisher ein stattlicher fünfstelliger Betrag zusammen gekommen ist, zeigt die Realität leider, dass auf alle zehn beteiligte Clubs verteilt die Summe bei den meisten nicht einmal für eine Monatsmiete reichen würde. Natürlich haben alle unsere Mitglieder sofort Maßnahmen ergriffen, die zur Existenzsicherung getätigt werden mussten: Kurzarbeit, Senkung der Fixkosten, Verhandlungen mit den Vermieter*innen über eventuelle Mietpreissenkungen und – falls möglich – Beantragung von Soforthilfe. Trotzdem blicken wir in ein ungewisse Zukunft.
Wie OBM Jung heute im Bürger*innen-Gespräch im Leipzig Fernsehen vermeldete, werden Großveranstaltungen bis zum Herbst 2020 nicht durchgeführt werden dürfen. Auch von Clubs, die bis dahin geschlossen bleiben müssen, war dort die Rede. Das bedeutet, dass die Clubbetreibenden ohne eigenes Verschulden mindestens ein halbes Jahr von Krediten und Darlehen ihre Existenz sichern müssen, denn ein gezieltes Förderprogramm für den Erhalt der Clubkultur gibt es derzeit in Leipzig nicht. Anders läuft dies beispielsweise in Berlin, Hamburg und Köln, wo die Livemusik-Bühnen und Tanzlocations mit Zuschüssen über viele Mio. Euro gerettet werden. Wenn der erzwungene “Winterschlaf” bis zum Herbst ohne Insolvenzen und Schließungen überstanden werden soll, muss an den Rettungsprogrammen dringend nachgebessert werden!
Denn zusätzlich besteht auch die Gefahr, dass manche Vermieter*innen die Chance nutzen unliebsame (weil nicht so zahlungskräftige) Mieter*innen aka Clubbetreibende loszuwerden. So werden derzeit schnell Kündigungen ausgesprochen oder Mietverträge nicht verlängert, weil die Clubs wegen des Berufsverbotes nicht liquide genug sind.
Wenn es ein Leipzig der Zukunft geben soll, die dem Namen und dem Image der Kreativ- und Musikstadt gerecht wird; wenn es eine Zukunft geben soll, in der auch unabhängige Szenenetzwerke bestehen und Kultur geschaffen werden soll; wenn es eine Zukunft geben soll, in der man Konzerte besuchen und in Clubs tanzen gehen kann, dann muss jetzt auch die kommunale (Kultur-)Politik handeln, um eine große und unumkehrbare Pleitewelle zu verhindern.
Es kann nicht sein, dass die Menschen, die jetzt zu Hause sind, im Home Office oder gerade arbeitslos geworden, diejenigen sind die uns gerade mit ihrem wenigen Geld am meisten helfen. Solange die Politik nicht reagiert, sind wir weiterhin auf die Spenden durch das Club-Soliticket und der einzelnen Spendenkampagnen der Clubs angewiesen.
Wir versuchen so gut es geht, durch Streamingangebote etwas zurückzugeben. Das Noch Besser Leben und das WERK2 haben schon ihr Programm zu den Gästen direkt nach Hause gestreamt. Auch in Zukunft werdet ihr von unseren Leipziger Clubs via Leipstream und United We Stream euer Wohnzimmer zur Lounge oder Tanzfläche verwandelt bekommen. Und es ist auch eine zusammenfassende Lösung des Streamingangebots über das LiveKommbinat in Planung.
Stay tuned!