Die Interessensvertretungen der Clubs- und Spielstätten in Leipzig, Dresden und Chemnitz veröffentlichen ein gemeinsames Positionspapier zur Lage derselben in der mittlerweile achten Woche der Corona-Krise. Eine Zusammenfassung findet sich weiter unten.
Das Positionspapier wurde zusammen mit dem Notfallplan für die sächsische Musikwirtschaft – ein gemeinsamer Aufruf – veröffentlicht: Akteure der sächsischen Musikszene stellen in dem Notfallplan umfassend dar, wie auf die aktuellen Auswirkungen reagiert werden sollte, um das Schlimmste zu verhindern.
Zusammenfassung
Kein Ende in Sicht
Clubs und Livemusikspielstätten gehörten zu den ersten Einrichtungen, die im Zuge des Infektionsschutzes geschlossen wurden – aus gesellschaftlicher Verantwortung schlossen sie vielfach noch vor behördlicher Anordnung. Und sie werden höchstwahrscheinlich als letztes wieder in Betrieb gehen dürfen. Zu erwartende Lockerungen, die auch den Kulturbetrieb schrittweise wieder ermöglichen sollen, werden für die Clubkultur aller Wahrscheinlichkeit nach nicht bzw. nur partiell für gewisse Außenbereiche gelten können.
Spenden? Darlehen? Zuschüsse!
Die Spendenbereitschaft ist überwältigend. Dennoch wird inzwischen sehr deutlich, dass das Bestehen der Clubs ohne weitere Zuwendungen nicht sicherzustellen sein wird. Leider sehen die angebotenen Hilfspakete auf kommunaler Ebene ausschließlich Darlehen vor. Wie bereits erwähnt ist die Kulturproduktion in Livemusikspielstätten jedoch keine gewinnorientierte Unternehmung, daher können nur selten Rücklagen gebildet bzw. Kredite zurückgezahlt werden. (..) die Aufnahme von Schulden (stellt) eine unzumutbare Belastung für diese Kulturbetriebe dar. (..) Eine Ergänzung staatlicher Hilfen auch für diese Unternehmensgröße sehen wir als unumgänglich an.
Club – Kultur – Arbeit
Es muss befürchtet werden, dass sich die oftmals geringfügig Beschäftigten aufgrund anhaltender Verdienstausfälle einen anderweitigen Lohnerwerb suchen und bei einer Wiederinbetriebnahme nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Neues Personal müsste dann akquiriert und eingearbeitet werden, was eine erhebliche Schwierigkeit besonders in den bisweilen szenewirtschaftlich organisierten Kulturbetrieben darstellen dürfte.
Standort-Faktor “Freiraum”
Ein Verlust dieser zumeist kleinen und mittleren Clubs und Livemusikspielstätten mit ihrem äußerst ausdifferenzierten Angebot würde der sächsischen Kulturlandschaft erheblich und nachhaltig schaden. (..) Sie bieten die Möglichkeit, sich und die Musik leiblich zu erfahren und dem Alltag zeitweise in einen Zwischenraum zu entfliehen, in dem Herkunft, Geschlecht und Lebensweise keine übergeordnete Rolle spielen.
Rettungspaket – Now Or Never
Obwohl schon alle notwendigen Maßnahmen getroffen wurden erwarten 75,6% der Clubbetreibenden, 60,3% der Konzertveranstalter*innen und 55,9% der Festivalorganisator*innen in den kommenden drei Monaten die Insolvenz.
Wir fordern Sie auf, sich im Landtag dafür einzusetzen, dass ein sächsisches Club- Rettungspaket nach dem Vorbild von etwa Köln, Hamburg und Berlin auf den Weg gebracht wird. Der Erhalt der Club- und Livemusikspielstätten bedarf Zuschüsse statt Darlehen und erfordert, dass diese Hilfe unbürokratisch und schnell an die Betreffenden gelangt.
Wenn jetzt nicht gehandelt wird, dann werden wir in Zukunft kaum mehr Orte haben, an denen das Ende des Ausnahmezustands gefeiert werden kann. Wir fordern den Sächsischen Landtag auf dazu beizutragen dass die Clubs- und Spielstätten in dieser Pandemie nicht zum Opfer fallen!