Neue Corona-Schutzverordnung bedeutet faktisch den erneuten Lockdown sächsischer Clubs und Livemusikspielstätten
Die Live-Initiative Sachsen (LISA) und die sächsischen Clubs und Livemusikspielstätten zeigen sich besorgt über die stark ansteigende Zahl der Corona-Neuinfektionen in Sachsen sowie die resultierenden Hospitalisierungen und befürworten ein Handeln der Staatsregierung. Jedoch kritisieren wird den Entwurf für die neue Corona-Schutzverordnung in Teilen entschieden. Die geplanten Änderungen sehen die Streichung des sogenannten 2G-Optionsmodells und der für 2G-Veranstaltungen geltenden Erleichterungen vor, welche eine Öffnungen von Clubs und Livemusikspielstätten in Sachsen zuletzt überhaupt wieder möglich machten. Bei erhöhter Hospitalisierungsrate (Vorwarnstufe oder Überlastungsstufe), d.h. zum nächstmöglichen Zeitpunkt, solle stattdessen also pauschal die 2G-Regel für Veranstaltungen gelten – allerdings ohne dass dort weiterhin auf die Pflicht zum Tragen eines MNS, die Einhaltung des Mindestabstandes und die Begrenzung der Auslastungskapazität der Spielstätten verzichtet werden kann.
Wie zuletzt in unserem Positionspapier vom 14.09.21 zur Perspektive innenräumlicher Tanzveranstaltungen dargelegt, lässt sich Clubkultur mit den genannten Einschränkungen weder sinnvoll noch wirtschaftlich betreiben. Das Publikum ist in der Regel nicht bereit, unter diesen Bedingungen Konzert- oder Tanzveranstaltungen zu besuchen, zumal die Durchsetzung von Abstands- und Maskenpflicht eine Unzumutbarkeit für das ohnehin in andere Branchen abwandernde Personal darstellt. Die geplante Verschärfung hätte daher die kurzfristige Absage zahlloser arbeits- und kostenintensiv geplanter Veranstaltungen und ganz praktisch einen erneuten Lockdown dieser gebeutelten Kultursparte zur Folge – anders als Ende 2020 im übrigen ohne einen adäquaten Finanzausgleich. Dies gefährdet die Clubs und Livemusikspielstätten erneut massiv in ihrem Fortbestand.
Mit der entworfenen Corona-Schutzverordnung würden alle zurückliegenden Bemühungen um einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Neustart der Clubkultur zunichte gemacht und dabei die vielen positiven Erfahrungen mit sicheren Veranstaltungskonzepten ignoriert werden. Vereinzelt organisieren Clubkulturstätten gar die Testung ihrer geimpften und genesenen Gäste selbst, seitdem dies kostenfrei nicht mehr möglich ist. Wie bereits in unserer vorangegangenen Erklärung, plädieren wir entschieden für das Prinzip Testen statt Maske und fordern eine Rückkehr zum kostenfreien Bürger:innen-Test, um allen sächsischen Kulturveranstaltenden einen größtmöglichen Schutz ihres Publikums und ihrer Mitarbeitenden und damit auch der Gesamtbevölkerung zu ermöglichen.
Die vorgesehenen Änderungen jedoch werden ihre Wirkung vollkommen verfehlen. Zum einen ist durch die Maßnahme kein Rückgang der Infektionszahlen zu erwarten. Abzusehen ist hingegen die erneute Verlagerung des Geschehens in den privaten und somit gänzlich unreglementierten Raum, was die Infektionen eher anheizen als bremsen wird. Zudem entfiele mit der neuen Verordnung der Anreiz zur Impfung, der für Club- und Livemusikkultur-Enthusiast:innen vom nahezu normalen Kulturerleben im Zuge des 2G-Optionsmodells bis dato ausging. In diesem Sinne ist die geplante Verschärfung gänzlich unverhältnismäßig, belastet sie doch über die Maßen vor allem den bereits geimpften Teil des Publikums.
Wir fordern daher ein Umdenken in den Ministerien und ein Mitdenken der seit Beginn der Pandemie um konstruktive Lösungen bemühten sächsischen Club- und Livemusikkultur. Die flächendeckende Einführung von 2G darf nicht zu Ungunsten der Einrichtungen und ihres geimpften Publikums ausfallen und aufgrund unhaltbarer zusätzlicher Einschränkungen zu erneuten Schließungen führen. Wie immer bieten wir Ihnen gerne das Gespräch an und bedauern, dass ein solches nicht proaktiv gesucht wurde, bevor diese für einen gewichtigen Teil der sächsischen Kultur so folgenschwere Entscheidung ersonnen wird.
Vielen Dank im Voraus und verbundene Grüße
Landesnetzwerk LISA – Live initiative Sachsen
Livekommbinat Leipzig e.V.